Die Coronakrise wird für den "Circus Busch aus Berlin" zum Drahtseilakt

23.11.2020 Schermbeck (geg). Circusdirektor Hardy Scholl berichtet mit bewegter Stimme, dass er in seinem ganzen Berufsleben noch nie gebettelt habe.

Jetzt müssten er und seine 18köpfige Familie das machen, um mit dem Unternehmen zu überleben und das sei hart. Denn ohne Auftritte- kein Einkommen. Jeder Tag ohne Show bringt die Artistenfamilie näher an den Ruin. "Wir wollen den Kopf nicht in den Sand stecken", sagt er, aber auch, dass er nicht mehr schlafen könne und ihm eher zum Weinen als zum Lachen sei.


Der Circus Busch blickt auf eine lange Tradition zurück. Er wurde im Jahr 1884 gegründet, hatte bis zum Krieg Häuser in Hamburg, Berlin und Wien. Im Laufe der Jahrzehnte ist der Circus durch Höhen und Tiefen gegangen. Seit vielen Jahren schon führt die Familie Scholl den Namen weiter, die bereits in der siebten Generation als Zirkusfamilie unterwegs ist. Im Laufe der Jahre ist das Programm immer moderner geworden, eine aufwendige Licht- und Soundtechnik sind Standard. Die komplette Familie ist eingebunden, zusätzliche Künstler werden jeweils für ein Jahr engagiert. „Wir wechseln dann, um bei einem wiederholten Auftritt in einer Stadt eine neu entwickelte Show bieten zu können,“ erklärt Scholl. Planungen der Tourneen laufen meist zwei Jahre im Voraus.


Vor einigen Wochen sind sie in Schermbeck gestrandet und haben auf dem Gelände der Firma „Möbel Rademacher“ „ihre Zelte“ aufgeschlagen. Denn ein festes Winterquartier gibt es nicht. Dankbar sei Scholl der Gemeinde, die ihnen hier sehr geholfen habe. „Wir konnten Hartz IV für unsere Familie beantragen um das „tägliche Brot“ zu sichern“, sagt er. Die Tiere die zum Circus gehören, konnten auf dem Gelände von Kernys Wunderland in Kalkar untergebracht werden.


„Eine Notlösung“ so Scholl. In Schermbeck sind keine Wiesen vorhanden, aber das Hin- und Herfahren koste eben auch Geld- Geld was die Familie nicht mehr hat. Ehefrau Cornelia fügt an „Unser Erspartes ist aufgebraucht“. Von Equipment was für die nächsten Auftritte nicht zwingend erforderlich sei, haben sie sich getrennt und verkauft. Zwei reparaturbedürftige Sprinter stehen in einer Werkstatt und können nicht ausgelöst werden. Hardy Scholl zieht die Schultern hoch „Zu teuer“, sagt er betrübt. Dabei würden diese dringend für den Futtertransport der Tiere gebraucht.


Als der erste Lockdown kam, war die Familie Scholl noch optimistisch. Mit einigen Wochen Zwangspause rechneten sie. Dass daraus mehrere Monate Stillstand werden, hielten sie zu diesem Zeitpunkt für unvorstellbar, haben das gar nicht in Erwägung gezogen. Still steht das Leben der Scholls allerdings nicht. Derzeit werden die Wagen neu gestrichen. Die Farben dafür hat der Baumarkt Fasselt gespendet. Und natürlich führen die Artisten ihr Trainingsprogramm weiter.
Aber seit Mitte März ist der Betrieb praktisch ohne Einnahmen. Erschwert wird der Familie das Leben auch durch Gauner, die im Namen des Circus Busch an Haustüren klingeln und betteln. „Das machen wir nicht“. betonen die Scholls. Das habe auch dazu geführt, dass Landwirte bei denen er um eine Futter- oder Heuspende für die Tiere bat, abwinkten.


Aufgeben ist für die Familie keine Option. „Das ist unser Leben, das können wir nicht aufgeben“, protestiert die 19-jährige Talina, die seit ihrem fünften Lebensjahr im Rampenlicht steht, spontan und etwas entrüstet. Ein Leben ohne die Tiere, das Reisen, die Show? Unvorstellbar.
Wer irgendwie helfen kann, ist gern gesehen Tel 01772847001

Spendenkonto
Natascha Frank (Circus Busch)
DE64590100660852392661
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