Hildegard Daldrup gibt den Klimaschutzpreis zurück

4.6.2020 Gahlen (geg). Hildegard Daldrup aus Gahlen ist, gelinde gesagt stinksauer. Sie will ihren Klimaschutzpreis, den sie im Oktober letzten Jahres erhalten hat, zurückgeben.

„Den können die sich in die Haare schmieren“, sagt sie wütend.
Der Grund: Derzeit kommt die Gemeinde ihrer gesetzlichen Verpflichtung nach und mäht die Banketten an den Straßen im Ort. Die 73 jährige taffe Seniorin sagt; “Erst geben die mir 200 Euro, ich kauf Samen und verteil die überall und jetzt mähen die die schönen Wildblumen einfach ab“. Das gehe nach ihrer Auffassung einfach gar nicht. Sie fordert energisch, dass auch die Verantwortlichen in der Gemeinde endlich wach werden. Denn: Wissenschaftler machen schon lange auf das Artensterben aufmerksam und warnen davor. Sie fragt: “Wofür haben die den Klimaschutzmanager eingestellt. Die Bürger schützen etwas und die Gemeinde mäht es nieder“.


Die 74-Jährige setzt sich schon seit langem für den Erhalt von bunten, artenreichen Vorgärten ein und animiert die Schermbecker Bürger, auf „Schottergärten“ zu verzichten. Als sie am Montag sah, dass alle blühenden Mohnblumen vom Straßenrand verschwunden sind, habe sie im Rathaus angerufen und den Bürgermeister sprechen wollen, berichtete sie. Da sich dieser in Urlaub befindet, stand ihr sein Vertreter Gerd Abelt Rede und Antwort. Sie erhielt Antworten die sie nicht befriedigten und erst gar nicht beruhigten. Hildegard Daldrup machte sich auf den Weg um die Mäharbeiten in Bricht zu stoppen. „Ich kam zu spät“, sagte sie. Am Mittwoch aber fand sie die Bauhofmitarbeiter am Rathaus vor, die dort den Rasen kürzten und stellte sich kurzerhand vor den Mäher. „Die können doch nicht alle Blumen abmähen, die Insekten brauchen diese,“ sage sie. Erfreut wären die Mitarbeiter nicht gewesen, einer hätte sogar gerufen „Die Alte gehört doch in die Klapse“. Dass sie sich durch die Behinderung der Arbeiten eine Strafanzeige einhandeln könnte, ist ihr egal. „Dann geh ich eben in den Knast, na und? Die mähen hier keinen Zentimeter mehr“, hat sie sich vorgenommen.


Hildegard Daldrup sät überall Wildblumen und erhielt wie alle anderen Preisträger, ein dickes Lob von Innogy-Kommunalbetreuer Dirk Krämer: „Sie sind Vorbilder, wir hoffen auf viele Nachahmer – Naturschutz ist ja schließlich kein Hexenwerk“. Dem schloss sich Bürgermeister Rexforth an: „Es ist toll zu sehen, dass sich immer mehr Menschen für den Klima- und Umweltschutz einsetzten und durch eigene Projekte einen regionalen Beitrag dazu leisten.“ Vor dem Hintergrund fühlt sich die Gahlenerin vereimert. Sie drückte es etwas extremer aus und ist entschlossen sich für den Erhalt der Wildblumenflächen einzusetzen und offiziell den Preis zurückzugeben.


Gerd Abelt hat durchaus Verständnis für das Anliegen der Gahlenerin. Aber: „Unsere Aufgabe ist es zum einen der Verkehrssicherheitspflicht mit dem Mähen der Banketten nachzukommen, aber auch das öffentliche Erscheinungsbild in Ordnung zu halten“. Durch die Einschränkungen der Corona Pandemie sei erst jetzt mit den Mäharbeiten begonnen worden. Dort wo es die Verkehrssicherheitspflicht zulasse, würden auch Blumeninseln stehen gelassen. Und: “Es ist nicht so, dass wir uns vor diesem Thema verschließen, nur müssen die Wildblumen auf geeigneten Flächen ausgesät werden.“