Martin Sterzenbach: "Schon mit acht Jahren Blut geleckt"

Von Julian Schäpertöns
9.10.2019 Gahlen/Östrich. „Im ersten Moment dachte ich, ich höre jetzt auf“, gibt der Berufsreiterchampion Martin Sterzenbach zu. Hinter ihm liegt ein durchaus erfolgreiches Jahr – doch ein tragischer Schicksalsschlag stellt alles in den Schatten.

Im April wird der Berufsreiter noch auf seinem Pferd Balougraf Deutscher Meister der Berufsreiter im Springen. Auf einem Turnier ein paar Wochen später verunglückt das 13-jährige Pferd tödlich.
Mehr als 200 Siege in der S-Klasse und zweimal deutscher Vizemeister – in den vergangenen Jahrzehnten sammelt Martin Sterzenbach fleißig Siege und Platzierungen in Jungpferdeprüfungen, aber auch in der schweren Springklasse. Zehn Jahre lang ist sein Holsteiner-Hengst Balougraf an seiner Seite. Nach einem Aortenabriss verstirbt sein Pferd in diesem Jahr.
Heute kann Martin Sterzenbach wieder nach vorne schauen. Eine berufliche Veränderung sorgt für frischen Wind in seinem Leben. Der ausgebildete Pferdewirt, der in Bottrop lebt,  verlegte Anfang September seinen Reit- und Ausbildungsbetrieb nach Östrich. Auf dem Hof der Familie Schult wird extra für ihn ein separater Stallbereich zur Verfügung gestellt. Platz ist hier bis zu zehn Pferde. Und nun ist er auch ganz nah an der Vereinsanlage des Reitervereins Lippe-Bruch Gahlen, in dem er seit 15 Jahren Mitglied ist.
Schon als Kind ist Martin Sterzenbach mit Pferden groß geworden. „Mit sechs Jahren bin ich das erste Mal geritten“, erzählt der heute 56-Jährige. In einer Scheune an seinem Elternhaus in Mülheim stehen zunächst Ponys. Dann kauft sich sein Vater ein Pferd. Schon mit acht Jahren bestreitet Martin Sterzenbach seine erste Reiterprüfung – und schneidet gut ab. „Da habe ich Blut geleckt“, sagt er.


Das Reiten bleibt erstmal ein Hobby. Nach dem Abitur studiert er für zwei Semester Maschinenbau. Dann beginnt er eine Lehre zum Hufschmied. Er lernt Menschen kennen, die einen Förderverein für Turnier- und Reitsport gegründet hatten und den jungen Martin Sterzenbach unterstützen wollen. Es folgt eine Ausbildung zum Pferdewirt (damals noch: Bereiter) und er macht damit sein großes Hobby zum Beruf.
Mit seiner Ex-Frau betreibt er eine Zeit lang eine Pachtanlage in Mülheim. Nach der Trennung kommt er 2004 nach Kirchhellen und wird in diesem Jahr auch Mitglied beim Reiterverein Lippe-Bruch Gahlen. Bis zuletzt stehen seine Pferde auf dem Hof Hoffterheide-Bellendorf, bis die Anlage verkauft wird. Anfang September diesen Jahres hat er seinen Reit- und Ausbildungsbetrieb an die Nierleistraße verlegt.
Seine Aufgabe besteht darin, junge Pferde und Reiter auszubilden. Bereits um 6 Uhr morgens steht er meistens im Stall, füttert die Tiere, macht die Boxen sauber und arbeitet dann mehrere Stunden mit den Pferden. „Die Ausbildung von guten und talentierten Pferden macht mir auch heute noch viel Spaß“, erzählt er.
„Wir freuen uns bestätigen zu können, dass unser erfolgreiches Vereinsmitglied Martin Sterzenbach näher an unseren Verein heranrückt“, so Vereinsvorsitzende Christine Rittmann. Schon immer vermischt sich der Pensionsbetrieb der Familie Schult mit dem Vereinsbetrieb des Reitervereins. Martin Sterzenbach, Familie Schult und die Vorsitzende Christiane Rittmann sind sich einig, dass alle Seiten von dieser neuen Zusammenarbeit profitieren können. Hat Martin Sterzenbach in der Vergangenheit schon Lehrgänge im Verein gegeben, fördert er bis heute einzelne Mitglieder des heimischen Vereins.