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9.1.2016 Schermbeck. In einer Serie stellt Pfarrer i.R. Wolfgang Bornebusch Interviews die er mit Flüchtlingen,  Flüchtlingen, die es hierher nach Schermbeck verschlagen hat, zur Veröffentlichung zur Verfügung.

Das soll dazu beitragen, ein wenig mehr darüber zu erfahren, was für Menschen mit was für Geschichten und Problemen zu uns kommen und nun mit uns leben. Der Interviewpartner ist diesmal Kwadwo Frimpong.
Kwadwo Frimpong, von seinen Freunden Nana genannt, ist vierzig Jahre alt und kommt aus Ghana, genauer: aus der Stadt "Wa". Und hier möchte ich gleich innehalten, denn "Wa" ist nicht irgendein verschlafener und unbedeutender Ort.
"Wa" liegt im Norden Ghanas und ist die Hauptstadt der „Upper West Region" und des „Wa Municipal District". Zugleich aber ist "Wa" die Stadt, in der das Volk der Wala seinen Stammsitz hat. Hier residiert der König der Wala. Hier hat er seinen beeindruckenden, in traditioneller Lehmbauweise gebauten, Palast, umgeben von einer mit weißen Zinnen bekrönten Mauer.


Mein Interviewpartner gehört nicht dem Volk der Wala an. Sein Großvater zog aus einer deutlich südlicher gelegenen Region hinauf in den Norden nach "Wa". Aber er spricht doch das ortsübliche Wala, eine der 79 lokalen Sprachen und Idiome der vielen Ethnien Ghanas, darüber hinaus auch Ashanti, die Sprache der größten Bervölkerungsgruppe Ghanas, und Englisch, die Amtssprache auf Grund der kolonialen Vergangenheit des Landes. In Ghana spricht fast jeder mehrere Sprachen.
"Wa" (übersetzt „Kommt her!") lag an einer wichtigen Handelsroute, die vom Sahelgebiet an die atlantische Küste führte. Über diese Handelsroute gelangte der Islam in den Norden Ghanas. Eine beeindruckende Moschee aus dem 15. Jahrhundert ist Zeuge einer weit zurück reichenden muslimischen Tradition in dieser Region. Noch heute ist "Wa" ein muslimisches Zentrum. Die Muslime sind hier eindeutig in der Mehrheit – in einem Land, das ansonsten mehrheitlich christlich geprägt ist.
Aufgewachsen in einem muslimisch geprägten Umfeld
In diesem Umfeld wuchs Kwadwo Frimpong in einer weitverzweigten muslimischen Großfamilie – mit einem Zwillingsbruder und einer Schwester – auf. Neun Jahre ging er zur Schule, so sagt er.
Die allgemeine Schulpflicht besteht in Ghana aus einer sechsjährigen Grundschule und einem sich anschließenden Besuch der „Junior Secondary School". Eine berufliche Ausbildung hat er nicht durchlaufen. Er arbeitete nach dem Schulabschluss in einem Geschäft mit einem, so verstehe ich ihn, sehr breitgefächerten Angebot. Radios und Fernseher habe er verkauft, auch Schlüssel und vieles andere mehr.
Vor 14 Jahren heiratete er. Er ist Vater von zwei Töchtern, die heute 9 und 13 Jahre alt sind. Die Ehe aber ging in die Brüche. Im Jahre 2007, also nicht lange nach der Geburt seiner zweiten Tochter, kam es zur Trennung. Zu seinen Töchtern, so sagt er, hatte er aber auch danach immer eine intensive und gute Beziehung.
Kwadwo Frimpong konvertiert zum Christentum
2012 konvertierte Kwadwo Frimpong zum Christentum. Er hatte im Fernsehen – zusammen mit seinem Zwilllingsbruder – immer wieder einen christlichen Prediger namens T. B. Joshua aus Nigeria gehört. Dieser beeindruckte und berührte ihn mit seiner Botschaft so sehr und so tief, dass er Christ sein wollte und sich auch als solcher betrachtete. Ohne getauft zu sein. Ohne wirklich im christlichen Glauben unterrichtet worden zu sein. Ohne einer konkreten Kirchengemeinde beigetreten zu sein.
Er bekannte sich – genauso wie sein Zwillingsbruder – in seinem muslimischen Umfeld wohl auch ganz offen zu seinem Christsein. Dies blieb nicht ohne Folgen. Die Großfamilie – sein Vater, ein ehemaliger Polizeioffizier, war schon vor etlichen Jahren gestorben – konnte diesen Schritt offenbar nicht akzeptieren. Sie setzte ihn unter Druck. Sie schüchterte ihn ein. Sie bedrohte ihn. Seine Töchter, die er ebenfalls als Christinnen bezeichnet, brachte er angesichts dieser Situation in Sicherheit. Sie leben nun bei Freunden in einen Ort namens Boko – von Wa, so meint er, etwa soweit entfernt wie Franfurt a. M. von Schermbeck. Der Konflikt spitzte sich im Jahre 2014 so sehr zu, dass man ihm am Ende drohte, ihn zu erschießen. Er sah darauf hin keinen anderen Ausweg, als zu flüchten. Und zwar unmittelbar. Ohne jede Vorbereitung. Ohne sich mit seinen Töchtern oder seinem Zwillingsbruder darüber noch besprechen zu können. Nur mit seinem gesparten Geld im Portemonnaie, seinem Pass und einer Tasche mit ein paar Habseligkeiten. Dies alles spielte sich im November 2014 ab.
Über die deutsche Botschaft nach Deutschland
Ziel seiner Flucht war zunächst Accra, die Hauptstadt Ghanas. Dort suchte er die Deutsche Botschaft auf, um ein Visum für Deutschland zu beantragen. Er bekam auch eines – für einen 14tägigen Urlaubsaufenthalt. Dieses berechtigte ihn zu einem Flug von Accra nach Hamburg. Vom Hamburger Flughafen aus gelangte er zum Hamburger Hauptbahnhof. Dort, so erzählt er, machte er Rast, setzte sich irgendwo hin und schlief ein. Als er wieder aufwachte, waren Portemonnaie, Pass und Tasche gestohlen. Völlig verwirrt lief er durch die Stadt. Schließlich wurde er von einigen grün uniformierten Männern, vermutlich Polizisten, angesprochen. Diese brachten ihn, so sagt er, zu einer Einwanderungsbehörde oder einem Flüchtlingsbüro, wo man ihn – so habe ich ihn verstanden – registrierte und ihm die Fingerabdrücke abnahm. Von Hamburg ging es dann über Dortmund, Essen und Wickede nach Schermbeck. Im kommenden Februar lebt er schon ein ganzes Jahr unter uns – mit einer „Aufenthaltsgestattung zur Durchführung des Asylverfahrens".




Manchmal muss ich zuviel denken."
Ich habe ihn in seiner Bleibe besucht. In einer Wohnung, die dem katholischen Pfarrheim unmittelbar benachbart ist, Erler Straße Nr. 7. Insgesamt sechs Flüchtlinge, allesamt junge Männer, sind hier untergekommen. Fünf kommen aus Ghana, einer aus Mali. Er teilt sein Zimmer mit zwei Landsleuten aus Ghana, einem Christen und einem Muslim.
Über seinem Bett hängt ein Crucifixus. Sein muslimischer Zimmernachbar war damit nicht einverstanden, aber er bestand darauf, die Umgebung seines Bettes frei gestalten zu dürfen. Die christlich-muslimischen Beziehungen sind hier nicht ganz spannungsfrei.
Wie es ihm hier in Deutschland gefällt? „Sehr gut, hier bin ich sicher", lautet seine Antwort. Aber er fühlt sich einsam. Ein Lichtblick ist für ihn die wöchentliche Probe im dacapo-Chor der Schermbecker katholischen Kirchengemeinde. Die ist für ihn ganz wichtig. Da hat er offensichtlich ein kleines Stück Heimat gefunden.
Zum Deutschunterricht aber schafft er es nicht immer. Warum nicht? „Manchmal muss ich einfach zuviel denken" sagt er. Als ich ihn frage, was genau er damit meine, verliert er die Fassung: Er weiß nicht, wie es seinen Töchtern geht. Er weiß nicht, ob sie wirklich in Sicherheit sind. Er konnte sich nicht von ihnen verabschieden. Er hat einen Freund in Accra telefonisch erreicht. Der will nun nach Boko fahren und nach seinen Töchtern schauen. Nun wartet er auf Nachricht. Ungeduldig. Es ist kaum auszuhalten.
Vor seinem Abflug von Accra nach Hamburg hatte er noch von Freunden in seiner Heimatstadt erfahren, dass nach ihm auch sein Bruder geflohen sei. Noch an demselben Tage. In die Ghana benachbarte Elfenbeinküste. Seitdem hat er nichts mehr von ihm gehört. Wie soll man lernen, wenn man keine Antworten findet auf all die Fragen, die einen Tag und Nacht quälen und nicht loslassen? Trotzdem: Kwadwo Frimpong weiß genau, wie wichtig es für ihn ist, Deutsch zu lernen. Er will es auch.
Kwadwo Frimpong möchte getauft werden
Ich frage ihn, was er denn er arbeiten wolle, wenn man ihn ließe. Immer nur herum zu sitzen, auf den nächsten Tag zu warten ohne Internet und Fernsehen, das ist nicht nur langweilig, das macht auch mürbe. Seine Antwort: „Ich würde gerne, solange ich noch kein Deutsch kann, in der Küche eines Restaurants das Geschirr spülen." Ein bescheidener Wunsch. Es wäre schön, wenn er sich realisieren ließe. Zunächst aber hat er noch einen anderen Wunsch: Er möchte getauft werden. Er möchte zur hiesigen katholischen Kirchengemeinde gehören!
Wolfgang Bornebusch, Pfarrer i. R.

 

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