50 Jahre Nachbarschaft Kilianstraße Süd

4.7.2019 Altschermbeck (geg). Am 1.12.1969 wurde die Nachbarschaft Kilianstraße Süd gegründet. An diesem Wochenende feiern die 18 Familien ihr 50jähriges Bestehen und das drei Tage lang.

Das heißt, eigentlich haben sie ja schon am letzten Wochenende begonnen. Denn am Samstag wurde der riesige Bogen aus Tannengrün und bunten Röschen „gebaut“. Bei der Größe kann man durchaus von bauen sprechen. Auch eine Nachbarschaftsfahne wurde aufgrund des Jubiläums angeschafft.

 


Im Jahr 1966 wurden 15 Grundstücke von der Kirche in Erbpacht vergeben. Und alle neuen Bewohner fingen fast zeitgleich an zu bauen. Unter ihnen auch Waldemar Derwing, Ludger Luchmann und Willi Tasse. „Wir mussten 1969 jede Woche einen Kranz setzen weil ein Haus fertig wurde“, erinnert sich Waldemar Derwing. Das Zusammenkommen und feiern fand Gefallen unter den neuen Hausbesitzern. So kam es, dass sich die Herren bei einer Zusammenkunft kurzerhand entschlossen eine Nachbarschaft zu gründen. „Willi Tasse, der in den ersten Jahren auch unsere Chronik geführt hat, holte gleich Block und Bleistift und die ersten Regeln wurden aufgestellt“.

In Freud und Leid beieinander stehen, so der rote Faden der Statuten. Was ihnen allerdings ganz wichtig war und auch heute noch ist: „Wenn jemand aus der Nachbarschaft wegzieht verliert er damit auch die Mitgliedschaft“, so Derwing. Außerdem wird die damals gegründete Nachbarschaft nicht erweitert, sondern geht von Hausnummer 24 bis 52. „Die Straße ist zwar wesentlich länger, aber in einem Bereich bestand schon eine Nachbarschaft und wir wollten generell nicht so groß werden“, so der diesjährige Gieseler Ralf Scholtholt, der die Aufgabe hatte das Jubiläum zu organisieren.


Das Amt des Gieselers wird in jedem Jahr von Haus zu Haus weitergereicht. Dieser hat die Aufgabe die jährlichen Aktivitäten wie Fahrradtour, Nachbarschaftsfest oder „Kind pinkeln lassen“, Jubiläen und einiges mehr zu organisieren. Außerdem soll er zweimal im Jahr jeden Nachbar besuchen und einen Schnaps mit ihm trinken. „Natürlich kann er auch etwas anderes trinken, der Grund aber ist. dass er Kontakt zu den Mitgliedern hält“, so Waldemar Derwing. So sammelt der Gieseler die jährlichen Mitgliedsbeiträge persönlich ein – ein Lastschriftvefahren gibt’s dort nicht.
Die Gründungsmitglieder waren Willi Schulte-Loh, Willi Tasse, Ludger Underberg, Willi Aehling, Werner Platzköster, Franz Bienbeck, Fritz Kretzschmann, Werner Underberg, Maria Schlebusch, Waldemar Derwing, Ludger Luchmann und Familie Elisat.


Gefeiert wurde immer in den Kellern der Familien. „Das passte von der Größe ganz gut“, erinnert sich Paula Schlebusch, die ihr erstes Nachbarschaftsfest wohl noch präsent hat. Die Frauen haben damals noch selbst gekocht und beim ersten Mal so viel Gulasch über gehalten, dass alle am Morgen nach dem Fest zum Reste essen zusammen kamen. „So wurde der Frühschoppen geboren und fortan bei jedem Nachbarschaftsfest für zwei Mahlzeiten eingekauft“, berichtete sie. In den 90er Jahren gab es dann mal eine Flaute, die Kinder waren erwachsen und zogen zur Ausbildung oder Studium weg. Aber: “Viele sind mit Familien zurück, mittlerweile gibt es schon den ersten Nachwuchs in der vierten Generation“, so Ralf Schlebusch.


Und wenn einer der Nachbar ruft -dann kommen alle. Mal spontan zum „Treppenbier“ am lauen Sommerabend, oder wenn jemand Hilfe am oder im Haus benötigt. So erinnert sich die Gemeinschaft an einen Samstag als Willi Aehling bei jedem Nachbarn anrief, weil er (angeblich) Hilfe benötigte. Seine Anliegen waren recht vielfältig und entsprachen immer dem Gewerk, in welchem der jeweilige Nachbar kompetent war. „Wir haben ja hier fast alle Gewerke vertreten“, ergänzt Scholtholt. Bei ihrem Gang zu Willi Aehling trafen sich die Herren zur gleichen Zeit auf der Straße mit ihren Werkzeugen und wunderten sich- aber schnell war ihnen klar, dass Aehling irgendetwas im Schilde führte. Und so war es auch „Dortmund war Meister und er wollte mit allen die Fahne hissen nur sind die meisten ja Schalke Fans und wären sicher nicht freiwillig gekommen,“ wurde lachend erzählt. Auch „Schränke verrücken“ ist ein Thema welches den Nachbarn der Kilianstraße Süd ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Denn auch das war das eine oder andere Mal ein Vorwand für einen geselligen Abend, beide dem der zu verrückende Schrank dann iregdnwie auch in Vergessenheit geriet.


„Nachbarschaft bedeutet die Gemeinschaft des Ortes. Sie entsteht durch Gewöhnung aneinander und sucht ihre Stütze in Gewohnheiten der Zusammenkunft und heiliggehaltenen Bräuchen. Sie zeichnet sich durch ähnlich gestrickte Charaktere und gleiche Gemeinsamkeiten aus“. Diese Interpretation von Ferdinand Tönnes fand der diesjährige Gieselherr Ralf Scholtholt ganz treffend als Beschreibung der Gemeinschaft.
Am Freitag feiert die Nachbarschaft ihre Nachbarschaftsfest- am Samstag sind Gäste wie zum Beispiel ehemalige Mitglieder eingeladen. Dann beginnt das Familienfest zum Jubiläum bereits am Nachmittag. Ausklingen wird es traditionell mit dem Frühschoppen am Sonntag.